Aus Sicht des Obermeisters…! Ende Juli haben wir uns vom berufswahl-handwerk mit dem SHK-Obermeister Steffen Röhrs zu einem informativen Gedankenaustausch getroffen. Wir haben uns vor allem über die Themen Digitalisierung, Social Media und Recruiting ausgetauscht.
Es war sehr spannend zu hören, wie ein moderner SHK-Betrieb wie die Uwe Röhrs GmbH den Digitalisierungsprozess in den vergangen Jahren erfolgreich in die Wege geleitet und vieles bereits umgesetzt hat. Hier einmal das Interview in kompletter Länge:
berufswahl:handwerk: Inwieweit ist die Digitalisierung in den Bremer Handwerksbetrieben fortgeschritten?
Steffen Röhrs: Auch wenn man es in der heutigen Zeit kaum glauben mag, steckt sie in noch in den Kinderschuhen und das Thema ist in vielen Betrieben noch nicht angekommen. Es ist vor allem eine Generationsfrage.
Welche Themen beschäftigen die Innungsbetriebe innerhalb des Digitalisierungsprozesses besonders?
Bei vielen geht es vor um das Thema Recruiting und natürlich um Kundengewinnung. Wir sehen die Digitalisierung zusätzlich als Prozessoptimierung. Zeitaufwendige Arbeitsschritte fallen weg und schaffen Kapazität für andere.
Was sind die größten Herausforderungen für kleine und mittelständische Handwerksbetriebe?
Die größte Herausforderung ist, die eigene Hemmschwelle zu überwinden und offen für Neues zu sein. Auch ich konnte mir bis vor ein paar Jahr nicht vorstellen, dass ich selbst vor der Kamera stehe und Videos für YouTube oder Instagram drehe. Aber die Mühe lohnt sich. Die Aufnahmen werden wahrgenommen, gesehen und wir bekommen positive Rückmeldungen – selbst auf unsere ‚Outtakes‘.
Inwieweit unterstützt die Kreishandwerkerschaft die Innungsbetriebe innerhalb des Digitalisierungsprozesses?
Mein Vorstandskollege Kai Bauer und ich haben uns zu Beginn unserer Amtszeit schon zur Aufgabe gemacht, die Innungsbetriebe bei der Digitalisierung zu unterstützen und ihnen beratend zur Seite zu stehen. Die Resonanz ist bislang gering.
Bei welchen Themen besteht noch Nachhol- beziehungsweise Aufklärungsbedarf?
Ich denke, die meisten wissen schon, welchen Mehrwert beispielsweise die Präsenz auf den sozialen Kanälen mit sich bringt. Darüber brauchen wir nicht zu sprechen. Bei vielen hapert es eher an der konkreten Umsetzung.
Welche Vorteile sehen Sie für Ihren Betrieb in der Digitalisierung?
Wir haben den Prozess vor gut sieben Jahren in Gang gesetzt. Unsere Mitarbeitenden sind mittlerweile mit iPads ausgestattet und die Prozesse wurden deutlich verschlankt. Im Bereich Social Media werden wir von einem externen Dienstleister unterstützt. Den Content liefern aber wir als Team. Das muss so sein, denn nur wir können Einblicke in unsere tägliche Arbeit und unsere Projekte geben. Vor allem im Bereich Recruiting spielen diese authentischen Einblicke eine wichtige Rolle. Unsere Zielgruppe – gerade hinsichtlich der Auszubildenden – ist vorrangig online unterwegs und informiert sich über die sozialen Kanälen. Um diese Zielgruppe zu erreichen, müssen wir genau dort Präsenz zeigen.
Instagram, LinkedIn, Facebook – inwieweit nutzen Sie die sozialen Kanäle zur Kunden- und Mitarbeitergewinnung?
Wir nutzen vor allem Instagram, Facebook und YouTube.
Welche Wege nutzen Sie außerdem zur Gewinnung von neuen Mitarbeitenden?
Wie erwähnt sind wir im Bereich Recruiting vorrangig in den sozialen Netzwerken unterwegs. Dazu nutzen wir eine Karriereplattform speziell für Elektriker und das SHK-Handwerk, um dort unsere Stellenangebote zu veröffentlichen. Hinsichtlich der Gewinnung von Nachwuchskräften stehen wir auch im Austausch mit Bremer Schulen und nehmen dort an Jobbörsen und Ausbildungsmessen teil. Zuletzt war ich mit unserem Auszubildenden am Schulzentrum in Horn. Dort haben wir unseren Handwerksberuf vorgestellt und sind mit den interessierten Schülerinnen und Schülern ins Gespräch gekommen. Für uns ist es wichtig, Vorurteile abzubauen, denn die jungen Leute haben oft keine reale Vorstellung davon, was das SHK-Handwerk bedeutet. Besonders gut kam unsere Aktion an, bei der wir zusammen mit den Mädchen und Jungen Kerzenständer aus Kupferrohr gebaut haben.
Wer ist in Ihrem Betrieb für die digitalen Prozesse / sozialen Kanälen zuständig? Gibt es entsprechende Schulungen?
Vieles mache ich selbst. Wenn es aber um Content von den Baustellen geht, bin ich auf die Unterstützung meines Teams angewiesen. Natürlich ist jeder gerne dazu aufgerufen, neue Ideen einzubringen. Bei der Umsetzung werden wir von einem externen Dienstleister
unterstützt.
Der Fachkräftemangel und die fehlenden Auszubildenden beschäftigen bei kontinuierlich guter Auftragslage viele Handwerksbetriebe – wie sieht die Situation in den Innungsbetrieben zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres aus?
Meine Erfahrung hat gezeigt, wer zielgruppenorientiert wirbt und gleichzeitig Transparenz zeigt, kann erfolgreich sein. Wir haben in diesem Jahr allein durch unsere Präsenz auf Social Media mehr als 20 Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz bekommen.
Warum lohnt sich eine Ausbildung im Handwerk?
Weil es eine spannende und vor allem abwechslungsreiche Branche ist, die in der Zukunft noch viele Möglichkeiten bieten wird.
Stichwort: Azubi-Suche. Wie gehen Sie bei der Suche nach einem Auszubildenden für ihren Betrieb vor? Wer passt in Ihr Team?
Wer bei uns ins Team passt, erkennen wir meist während eines Praktikums. Das ist das A und O. Während dieser Zeit lernen die Praktikanten unsere Arbeit und unseren Betrieb hautnah
kennen und wir wiederum bekommen einen umfassenden Eindruck von dem Bewerber.